Lieber Bruder,
Onkel Otterström hat mir erzählt, daß du in den nächsten Wochen nach Falkenberg aufbrechen möchtest, um dort Handelsbeziehungen zu knüpfen. Mut hast du jedenfalls, das muß ich dir lassen; oder hast du etwa nicht noch gehört, daß das Land zur Zeit im Bürgerkrieg liegt? Ich war vor einigen Jahren schon einmal dort, als die Zeiten noch friedlicher waren; daher kann ich dir vielleicht einige Ratschläge mit auf den Weg geben.
Wenn Du also trotzdem noch zum Reisen entschlossen bist (und das bist du, ich kenne deinen Dickschädel), folgst du am Besten der großen Handelsstraße, die im Norden von Thalcea verläuft und Falkenberg durchschneidet (Ja - ich weiß, was du jetzt denkst, und du hast Recht: die Falkenberger leben von den Zöllen mindestens zu gut wie vom Handel, zumindest war das vor dem Krieg so). Falls du jedoch ohnehin von Südwesten kommst, kannst du auch eine Flußbarke nehmen, denn der Nekkander, der Hauptfluß Falkenbergs, ist etwa bis zur Stadt Falkenberg schiffbar - dort befindet sich auch die einzige Brücke über den Nekkander.
Ganz grob hat Falkenberg einen kreisförmigen Umriß, wie ein Kuchen, und ist in vier Stücke unterteilt. Falkenberg liegt in der Mitte dieses Kuchens und alle wichtigen Straßen laufen auf Falkenberg zu, so daß es fast immer kürzer ist, über Falkenberg zu reisen, wenn man von einem Ort zum anderen gelangen möchte. Ach ja, da fällt mir ein, mit den Ortsnamen in Falkenberg muß man ein wenig aufpassen: Falkenberg ist aus einigen Bergvölkern und Siedlern Thalceas zusammengewachsen, und es gibt eigentlich keinen großen Unterschied mehr zwischen den beiden Völkern, außer vielleicht in entlegenen Bergdörfer und ganz im Süden von Falkenberg. Trotzdem rechnen sich viele Falkenbergen noch der einen oder anderen Seite zu, und so gibt es auch für die meisten Orte einen offiziellen Namen und einen thalceanischen. Und je nachdem, welchen Namen man verwendet, rümpft entweder die eine oder die andere Seite die Nase (das Naserümpfen könnene sie sowieso ganz gut, die Falkenberger).
Im Südwesten liegen vor allem Kornfelder und Rübenacker, und inmitten all der Felder liegt die Stadt Ankrakh, die man dort immer noch Rosenfeld nennt. Eigentlich ist es keine Stadt, sondern ein großes Dorf. Hier wird man noch mit der Mistgabel fortgejagt, wenn man dem hübschen Sohn eines Bauern zu freundliche Blicke zuwirft. Aber täusch Dich nicht: viele Ankrakher sind ziemlich reich und haben Einfluß in Falkenberg.
Überquert man mit einem Boot den Nekkander im Norden, kommt man in ein Waldgebiet, das später in ein Hügelland übergeht. Am Randes des Waldes liegt Khol, auch Weitlohe genannt, eine friedliche Kleinstadt. Auch wenn die Menschen dort recht freundlich und offen sind, warnen sie einen davor, in den Wald zu gehen. Was für ein Unsinn! Einen schöneren und friedlicheren Flecken Erde habe ich selten gesehen.
Nach Norden hin wird es dann etwas weniger rauher, sowohl das Land, als auch die Bewohner. Takris gleicht in dieser Hinsicht Ankrakh, nur daß die Leute nicht einmal reich sind.
Begrenzt wird diese Region durch eine Gebirgskette, die sich vom äußersten Nordwesten fast bis nach Falkenberg hinzieht. Die meisten dieser Berge sind, auch wenn es beschwerlich ist, noch einigermaßen zu besteigen, aber es gibt auch einige wenige wirklich beeindruckende Gipfel: Kathrhap und Saragran heißen die beiden bekanntesten davon. Mitten in den Bergen liegt Itaris, eine Art Hauptstadt der Berge. Hier fördert und verarbeitet man vor allem Eisen. Vorsicht: Itaris ist kein gemütliches Pflaster, und Fremde faßt man hier auch gerne einmal etwas härter an. Aber was rede ich, meistens muß man ja eher die anderen Leute vor dir warnen.
Östlich der Bergkette liegen zwei große Seen, der Rhynd und der See der Tränen (oder auch Khyrhynd, aber den Namen benutzt eigentlich niemand mehr). In der Nähe des Sees der Tränen fand etwa die Hälfte aller größeren Schlachten von Falkenberg statt. Verbunden sind sie durch den Fluß Mekal, der bei Falkenberg schließlich in den Nakkander mündet. Am Ufer des Mekal und des Rhynd gibt es einige kleinere Ansiedlungen, die größten von ihnen sind Hripa, Khat und Mrakh. Dort lebt man vom Bergbau, von Fischen, Schafen und Ziegen.
Die Leute in diesem Teil der Berge sind etwas ängstlich. Kein Wunder, sie werden öfters mal überfallen, und das passiert einem auch, wenn man sich ohne Begleitschutz weiter nach Osten wagt. Falkenberger werden nicht müde, die Geschichte von einem Drachen zu erzählen, der dort früher gehaust haben soll. Dort liegt auch das Tal des Todes.
überquert man abermals den Nekkander, diesmal in Richtung Süden, kommt man in ein etwas kargeres Tiefland, wo man außer Feldern reichlich Pferde und Rinder findet. Außer dem großen Rindermarkt ist aber wenig Ländliches an Mira (Seiden). Es ist die älteste Stadt des Landes, und auch die größte. Hier leben vor allem Kaufleute und Handwerder, aber auch Diebe, und Einbrecher.
Natürlich ist auch die einzige nennenswerte Bibliothek des Landes hier, es gibt Kartographen, Dichter und Astrologen. Mira ist eine Welt für sich, und was hier passiert, hat meistens wenig mit dem zu tun, was im Rest von Falkenberg vor sich geht. Pesh, südlich von Mira, kenne ich leider nicht.
Um die Runde zu vollenden, und so wieder nach Ankrakh zu gelangen, muß man wieder eine kleine Hügelkette überqueren. Genau auf dem Weg liegt der Berg des Glaubens. Auf diesem heiligen Berg liegt die Abtei zu Dunkelstein, das grösste Kloster der Landes.
Falkenberg selbst ist eine Festung, die beide Seiten der großen Bücke üer den Nekkander schützt, und um die herum eine Siedlung wuchert, so daß Falkenberg inzwischen nach Mira die zweitgrößte Stadt von Falkenberg ist. Hier residieren die Könige des Landes. Begraben werden sie nicht weit von Falkenberg, auf dem Feld der Ahnen am Fuße der Berge im Norden. Empfehlen kann ich dir auch das 'Gasthaus zur Guten Ruhe' nur einen halben Tagesmarsch von Falkenberg entfernt, Gerüchten zufolge wurde dort die grosse Schlacht gegen Gunnar (Yasims Sohn) geschlagen.
Alles Gute auf Deiner Reise durch Falkenberg wünscht dir deine
Freja