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Auftritte
An den Tritten kann man sie nur selten erkennen.
Nur bestimmte Leute. Die Krieger zum Beispiel sind einfach, die Ritter jedenfalls, wenn sie mit ihren schweren Stiefeln alles zermalmen.
Auch die Füße von anderen Leuten. Tänzer und Tänzerinnen erkennt man auch leicht.
Die setzen kaum einen Fuß gerade vor den anderen - jeder andere würde sich bei solch einer Schrittfolge einfach auf die Nase legen.
Markant sind auch noch die Halblinge. Da spürt man einen Riesenfuß, man erwartet einen Oger und dann kommt fast nur Luft.
Von allen anderen weiß ich nur, weil sie Sachen fallen lassen. Die meisten Priester kleckern mit Weihwasser. Die Alchimisten verlieren Glassplitter und Asche.
Aus den Kleidern der Gelehrten fallen Buchwürmer und Mottenlarven, und die Heiler werden nie lernen, die blutigen Verbände nicht einfach in die Jackentasche zu stopfen.
Die Schotten verlieren Schafwolle. Die Magier bröseln mit allem Möglichen, vor allem aber mit den Zuckerstückchen,
mit dem sie sich durch lange Rituale hindurch auf den Beinen halten.
Und die Waldläufer und Druiden schleppen immer einen halben Wald mit ins Haus.
All diese Fremden waren aus vielen Reichen nach Falkenberg gekommen, um an einem Konvent teilzunehmen.
Angeblich sollte es um seltsame Zeichen der Götter gehen, um den Beginn eines neuen Jahrtausends und um noch ganz andere Dinge.
Aber genau wußte es wohl nicht einmal der Hohepriester, der die ganzen Fremden eingeladen hatte.
Deswegen wollte er ja den Rat der Fremden. Dafür ist gleich am ersten Abend, kurz nachdem die ganzen Fremden aufgekreuzt sind, ein verrückter Gelehrter herumgelaufen.
Der hat gesagt, daß er Alles erklären kann, und er hat so ein komisches Bild mit sich rumgeschleppt, ein Ozean mit lauter Wellen drauf.
Ob er wirklich was wußte, wird wohl nie jemand erfahren.
Den Gelehrten hat nämlich kurz darauf ein riesiger Felsblock erschlagen. Fiel einfach vom Himmel. Mitten im Haus, tauchte einfach aus dem Nichts auf.
Und dann trafen diese Mönche ein, aus der Abtei von Dunkelstein.
Leicht zu erkennen, graue Kutten, aus denen ständig Sand rieselte. Zu spät gekommen wären sie, haben sie gesagt.
Aber unternommen haben sie nix. Nur immer dumm rumgeredet. Das Bild war natürlich ruck-zuck verwunden, und ich weiß bis heute nicht, wer das geklaut hat.
Dabei ging es jetzt erst richtig los. Ein komisches Portal ging öfters mal auf und zu.
Manchmal sind Leute rein marschiert, ab und zu sogar welche wieder raus gekommen.
Von Prüfungen für Zauberer und Barden haben sie gefaselt, vom Höhlen und Verletzten, von Baumwurzeln, Insekten und geretteten Bäumen, und von Rätseln und einem gefangenen Dämon, den sie aus Versehen befreit haben.
Woanders grub man alle möglichen Dinge aus.
Den Schädel von einer alte Hexe, die wurde dann wieder lebendig.
Das war wohl nicht beabsichtigt. Und ein Skelett von einem kleinen Feenkönig, an dem wohl noch ein Amulett dran hing.
Und ein legendäres Schwert, aber das wurde dann später wieder geklaut. Das war wohl auch nicht beabsichtigt.
Eine Liebesgeschichte gab es, zwischen einem Zauberlehrling, der von König Kennock geschickt worden war, und einer Botschafterin von König Eldalin.
Ging natürlich schlecht aus, wie bei fast allen Liebesgeschichten - über einem blöden Dolch haben sie sich zerstritten.
Bei dem Jungen, der seiner Freundin das Herz klauen wollte, war's ja auch nicht anders.
Aber da haben die Heiler dann nicht mehr mitgemacht, und das Mädchen durfte wenigstens ihr Herz behalten, obwohl sie ihren Freund dann nicht mehr lieb hatte.
Dafür durfte ein Gauner aus Mira noch einmal mit seiner untoten Frau tanzen, und das im Tempel des Nial - was für ein Spaß!
Dann haben die Fremden die beiden aber umgebracht, das war also ihr letzter Tanz.
Irgendwelche verdrehten Wesen wollten dann im Wald noch ein finsteres Ritual abhalten, das haben die Fremden aber verhindert, vor allem die, die immer den halben Wald mit ins Haus tragen.
Und ein alter General tauchte auf, der wissen wollte, wie er seine letzte Schlacht hätte gewinnen können.
Jetzt weiß er es - er hätte sich selber opfern müssen.
Genauso weiß ein Händler, warum seine Tochter plötzlich so merkwürdig war, das lag an dem Dämon, der in sie gefahren war.
Von einer alten Maske tauchten Stücke auf, aber irgendwie konnte nie jemand mehr als ein paar davon auf einmal zusammenbringen, obwohl die Zauberer am Ende ein ganz großes Ritual veranstaltet haben.
Und drei Krieger von Kennock kamen an einem Abend an, die sich nicht einig werden konnten, was ihnen nun wirklich passiert war.
Am Ende hat man einfach die Version von der Schreiberin an den großen Rat Kennocks weitergemeldet, aber die war sicher auch nicht richtig.
Und ein schrecklicher Krieger tauchte auf und hat ein paar von den Fremden einfach umgebracht.
Ein Gericht gab es auch, das hatte richtig viel zu tun.
Zwei Brüder haben sich um eine Kiste gestritten, aber so richtig Recht bekommen hat am Ende keiner.
Und verschiedene andere Streitigkeiten zwischen den Fremden mußte der Richter auch schlichten.
Eine Heilerin, wurde angeblich zum Tode verurteilt, weil ihr ein Verletzter gestorben war und sie nicht der Heilergilde angehörte.
Arme Frau, sie hat wohl wirklich nur helfen wollen, aber so sind halt mal die Gesetze von Falkenberg.
In der Hauptstadt hat man sie dann später auch tatsächlich einen Kopf kürzer gemacht.
Der Hohepriester des Nial hatte sich ja diesen Tempelraum eingerichtet.
Viele von den Fremden gingen dorthin, um Gottesdienste zu besuchen oder den Priester um Rat zu fragen.
Einige Paladine haben den Tempel auch immer die ganze Nacht bewacht, nur einmal nicht, da sind sie eingeschlafen.
Warum verschiedene Leute Schwefel an ihren Füßen kleben hatten, habe ich nicht ganz verstanden, vielleicht hat das etwas damit zu tun, daß ein paar Verrückte stundenlang in einer Ecke des Gasthauses buddelten und schließlich wirklich auf Schwefelvorkommen stießen.
Andererseits hab ich später von einer Regentonne gehört, die bösen Götter hätten viele Verbündete unter den Fremden gehabt, und das seien die mit dem Schwefel an den Füßen gewesen.
Eine große Bibliothek gab es noch, aber die Rollen waren so geordnet, daß sich fast nur der Bibliothekar und seine Gehilfen damit auskannten, und wer eine bestimmte Rolle haben wollte, mußte viel Geld dafür bezahlen.
Eine Astrologin lief herum und faselte etwas von Monden, die sich über den Himmel bewegten und die etwas mit all diesen Ereignissen zu tun hatten, aber das hat wohl auch keiner so richtig kapiert, obwohl sie den Fremden die Monde sogar gezeigt hat.
Die Taverne war für viele Fremden ein Ort, an dem man sich ausruhen konnte und neue Kraft schöpfen konnte.
Obwohl es ja schon viele Gerüchte über die Wirtsleute, Schankmaide und Schankknechte gab...
Auch das Lazarett war ständig voll, weil immer wieder Deserteure, Banditen und Soldaten Eldalins auftauchten.
Die wurden von den Fremden ziemlich verdroschen, trotzdem hat immer mal wieder jemand was abbekommen.
Nach der Geschichte mit der Heilerin sind auch viele von den Heilern unter den Fremden der Gilde beigetreten.
Ganz am Ende hat König Eldalin sogar richtig viele Soldaten geschickt, und auch denen haben es die Fremden gezeigt, wenn auch nicht ganz so überzeugend wie vorher.
Und als das Gemetzel vorbei war, da sind die Mönche alle zusammen aufgetaucht, und sie hatte schwarze und weiße Figuren dabei, das hatte wohl etwas damit zu tun, was die Fremden in den letzten Tagen gemacht hatten.
Jedenfalls gab es dann eine Figur mehr von den schwarzen als von den weißen, aber weil die Fremden sich am Ende noch mal tapfer geschlagen hatten, und weil sie am Ende alle laut den Namen von Kendarok gerufen haben, deswegen haben die Guten am Ende noch eine Figur dazu bekommen.
Also gab es doch noch ein Unentschieden, woran keiner mehr von den Fremden geglaubt hat, und deswegen waren alle ganz zufrieden.
Auch die, die den Bösen geholfen haben, weil man sie nicht erwischt hat.
Trotzdem hatten alle am Ende genug gekämpft, gerätselt, geheilt und gezaubert.
Deswegen habe sie dann noch den Rest der Nacht lang getanzt.
Am nächsten Morgen sind sie dann wieder über mich drübergetrampelt.
Viele von ihnen wollen bald wieder nach Falkenberg kommen.
Aber dies ist eine andere Geschichte, und die wird euch dann sicher von einer andere Fußmatte erzählt.